Hieronymus Moosbrugger (1807 - 1858)

Hieronimus Moosbrugger 2

Hieronymus Moosbrugger (* 29. Mai 1808 in Schoppernau; † 12. Dezember 1858 in Wien) war ein österreichischer Stuckbildhauer und Kunstmarmorierer und stammte aus der für ihre Baumeister, Stuckateure und Maler berühmten Moosbruggerfamilie. Er gilt als der letzte Vertreter der Vorarlberger Bauschule (Auer Zunft).

Hieronymus Moosbrugger war der Sohn des Baumeisters Josef Simon Moosbrugger (1774–1831). In den von diesem errichteten Kirchen in Tirol war Hieronymus als Kirchendekorateur tätig. Dadurch wurde König Ludwig I. von Bayern auf ihn aufmerksam und erteilte ihm zwischen 1830 und 1834 Aufträge. Ab 1839 arbeitete Moosbrugger an zahlreichen Palais und Kirchen in Wien. Hier starb er 1858 an Typhus.

1909 wurde ihm zu Ehren die Moosbruggergasse in Wien-Meidling benannt.

Festrede, gehalten anlässlich der am 16. August 1908 in Schoppernau erfolgten Denkmalsenthüllung von Viktor Kleiner, Landesarchivar und k.k. Konservator. 

Hieronymus Moosbrugger Gedenktafel  

Mit berechtigtem Stolze rühmt sich der Bregenzerwald eine Reihe hervorragender Männer zu seinen Söhnen zählen zu dürfen, die sich in Kunst und Wissenschaft einen bleibenden Namen erworben haben. In der Kunst haben die Bregenzerwälder Hervorragendes geleistet; ich brauche zum Beweise nur den Namen der bedeutendsten Malerin des 18. Jahrhunderts, der gefeierten Künstlerin Angelika Kaufmann zu nennen. Vorzüglich aber auf dem Gebiete der Baukunst betätigten sie sich durch nahezu zwei Jahrhunderte mit gutem Erfolge. An den meisten hervorragenden Kirchenbauten von Oberschwaben, dem südlichen Schwarzwald, Elsaß und der Nordschweiz sind seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Bregenzerwälder als Baumeister und Stukkateure beteiligt. Ihre Arbeiten dürfen den Anspruch erheben in jeder auf diesen Zeitraum sich erstreckenden deutschen Kunstgeschichte nach Gebühr gewürdigt zu werden. Einer der ersten Kunstkritiker, - Gurlitt - hat ihnen, als ihr Wirken entfernt nicht in vollem Umfang bekannt war, Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem er sich folgendermaßen äußert: "Aus den felsigen Bergschluchten, in die der Feind im 30 jährigen Kriege nicht zu dringen vermochte, stießen .... die Quellen junger Volkskraft hervor, eine unbefangene, aber großwallende Schar von Baumeistern, unbeholfen tiefsinnig, von ferhafter Künstlerschaft, Meister, welche an geistvollen Grundrißgestaltungen, als dem Anfang jedes künstlerischen Fortschreitens mehr Gefallen finden als an der Meisterlichkeit der Formengebung." 

Zurzeit des Frühlings zogen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Bregenzerwald alljährlich eine Anzahl Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute und Stukkateure nach dem Bodensee, Oberschwaben und dem Schwarzwalde, dem Elsaß, der deutschen und französischen Schweiz, vereinzelt selbst in das südliche Frankreich, andererseits nach Bayern und nach Österreich. "Es wanderten nicht nur Gesellen aus, sondern auch vortreffliche Meister, welche große und mehrere Jahre dauernde Bauführungen unternahmen und leiteten" "Man ist leicht geneigt, in derartigen Meistern lediglich Bauhandwerker zu erblicken, weil sie im Handwerk wurzeln und naturgemäß viele von ihnen auch darin stecken bleiben. Aber was uns bei der Gotik und Renaissance recht ist, sollte endlich auch in Barok und Rokoko als billig erkannt werden. Wollten wir als Baumeister von selbständigem Schaffen nur die gelten lassen, welche einen planmäßigen Bildungsgang, etwas wie akademische Schulung aufzuweisen haben, so stünden im 17. und 18. Jahrhundert die Franzosen fast allein im Vordergrunde, die meisten Italiener fielen unter den Tisch und von den Deutschen stände eigentlich nur Fischer von Erlach Gnade, während sich ein Balthasar Neumann geradezu rühmt in der Praxis groß geworden zu sein. Wir müssen also jene Auffassung als grundfalsch von uns weisen, wie auch die Annahme, Pläne zu hervorragenden Barockmünstern sein von Klosterherren entworfen und von den Baumeistern einfach ausgeführt worden, in den seltensten Fällen zutrifft." 

Was die Bregenzerwälder als Baukünstler geleistet haben, das bezeugen die größtenteils nach ihren Plänen von ihnen selbst im Auftrage pracht- und kunstliegbender Prälaten ausgeführten Kirchenbauten zu Maria Einsiedeln, St. Gallen, Schönenberg bei Ellwangen, Weingarten, Zwiefalten, Marchtal, Hofen am Bodensee usw., welche alle die gleiche Planbildung aufweisen, die in der Kunstgeschichte mit dem Namen Vorarlberger Münsterschema bezeichnet wird. Diese Art Kirchenbau war wie geschaffen für die Bedürfnisse der vornehmen alten Mönchsorden der Benediktiner, Zisterzienser, Prämonstratenser und Augustiner-Chorherren. Besonders die der ehemaligen schwäbischen Benediktiner-Kongregation angehörigen Klöster haben von dieser Bauweise reichlichen Gebrauch gemacht, als sie sich zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts von den Unbilden des 30 jährigen Krieges erholt hatten und ihre Stifte in neuem Glanze erstehen ließen. Die Bregenzerwälder verstanden es aber, nicht nur schöne Bauten auszuführen, sie wußten auch das Innere derselben entsprechend auszuschmücken, indem sie die Wände, Pilafter, Säulen und Gesimswerke mit Stuck und Stuckmarmor zierten und die Herstellung von ornamentalen und figuralen Bildhauerarbeiten, Wand- und Deckenverkleidungen in Stukkaturarbeit in geradezu künstlerischer Wiese besorgten.

Die unter Verwendung des feinsten Materials aus Gips mit nach Bedarf verschiedenen Zusätzen von Kalk, Sand, Ziegelmehl, Marmorstaub, Leim usw. hergestellte Masse wird in weichem Zustande aufgetragen und erst, wenn sie etwas hart und zähe geworden, mit den Fingern und dem Bossiereisen in beliebige Formen gebracht. Oft werden die Verzierungen, Rosetten ec. einzeln gebildet und dann gehörigen Orts befestigt. Gute Stukkaturarbeit bietet für echtes Material Ersatz und trotzt jeder Witterung. Auch die Herstellung von Arbeiten in Gipsmarmor wurde von unseren Baukünstlern in hervorragender Weise gepflegt und manches schöne Altarwerk im Lande selbst, gibt Auskunft, zu welch hoher Ausbildung sie es in diesem Kunstgewerbezweige gebracht haben. 

Unter den seit 1707 in einer Zunft vereinigten Steinmetzen und Maurern des Hinterbregenzerwaldes, die sich in der Ferne als tüchtige Baumeister einen Namen gemacht haben, ragen auch ein Anzahl Mitglieder der Familie Moosbrugger rühmlich hervor. Ich nenne hier vor allem den Laienbruder Kaspar Moosbrugger zu Maria Einsiedeln, der in der Zeit von 1704 - 1723 im Vereine mit seinem Bruder Johann Moosbrugger nach eigenen Plänen die Kirche und das Kloster zu Maria Einsiedeln ausführte, welche Bauten von Kunstkennern als die größte Klosteranlage in den Ländern deutscher Zunge bezeichnet werden. Als sich 1836 eine Reparatur der Kirche als notwendig erwies, wurde zur Ausführung derselben Meister Johann Josef Moosbrugger berufen, der die verlangte Arbeit zur Zufriedenheit besorgte. Verdienste in der Kunst erwarben sich auch die beiden Franziskaner Marianus und Eusebius (Ulrich) Moosbrugger, namentlich letzterer, welcher die Klöster Schwäbisch-Gmünd, Offenburg, Breisach und Thann neu baute. Als Maler und Architekten zeichneten sich aus Wendelin Moosbrugger und seine 4 Söhne Leopold, August, Fritz und Josef Moosbrugger. Auch der Vater des heute Gefeierten, Josef Simon Moosbrugger, war als tüchtiger Baumeister bekannt. 

Dessen 4 Söhne Josef Anton, Peter Anton, Johann Josef und Hieronymus wandten sich ebenfalls dem Baufach, bezw. Bauhandwerk zu. 

"Inter arma silent musae." Die seit dem Ausbruche der großen, französischen Staatsumwälzung herrschenden Kämpfe waren der Entwicklung künstlerischen Schaffens hinderlich. Es darf keineswegs Wunder nehmen, wenn sich gegen das Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein gewisser Stillstand auf dem Gebiete der kunstgewerblichen Tätigkeit bemerkbar machte. 

Zu dieser Zeit wurde der Mann geboren, der berufen war, das durch die Vorarlberger Bauschule in Oesterreich zu hoher Blüte gebrachte, aber nahezu in Vergessenheit gekommene Stukkaturgewerbe neu zu beleben. Sie alle wissen, hochverehrte Anwesende, ich meine den ausgezeichneten Sohn der Gemeinde Schoppernau, welche heute einerseits dessen vor 100 Jahren erfolgte Geburt feiert, anderseits seinen 50 jährigen Todestag begeht. Es ist für die Gemeinde eben nicht nur rühmlich, ausgezeichnete Männer zu ihren Söhnen zählen zu dürfen, sondern auch ehrenvoll ihr Andenken im Herzen der späteren Geschlechter zu wecken und wach zu halten. 

Hieronymus Moosbrugger wurde hier in diesem Hause am 29. Mai 1808 als jüngster Sohn des Baumeisters und Bauunternehmers Josef Simon Moosbrugger geboren, also zu einer Zeit, in der Vorarlberg ein bayerischer Gebietsteil und als solcher dem Jllerkreis einverleibt war. Über Moosbruggers Jugend und Bildungsgang ist nicht viel bekannt. Voraussichtlich besuchte er nur die Volksschule und kam von hier zu seinem Oheim in die Lehre. Er sollte Steinmetz werden. Die Vorliebe für das Bauhandwerk, das sein Vater und seine Brüder ausübten, lag ihm schon im Blute. Sein eiserner Fleiß, gepaart mit einer seltenen Begabung, schafften ihm die Möglichkeit, gleich den alten Meistern der Vorarlberger Bauschule es ohne akademische Vorbildung in der Ausübung seines Kunstgewerbes zu einem hervorragenden Meister zu bringen. 

Die Beschäftigung als Steinmetz sagte ihm weniger zu, er verlegte das Schwergewicht seiner Tätigkeit auf das Stukkaturgewerbe, in welchem er es unter der tüchtigen Leitung seines Oheims bald so weit brachte, daß er befähigt war, selbständige Arbeiten zu besorgen. Nicht als ob er bei seiner Vorliebe für die Stukkaturarbeit das Steinmetzgewerbe vernachlässigt hätte. Nein, sein strebsamer Geist suchte im Gegenteil alles, was er für sein künftiges Wirken als Meister brauchte, voll und ganz zu erlernen und das brachte ihm großen Nutzen, wenn auch sein Streben immerfort dahinging, in der Ausübung des Stukkaturgewerbes zur vollkommenen künstlerischen Entwicklung zu gelangen. Kurz nach Beendigung seiner Lehrzeit gab Moosbrugger schon mehrere Proben seines Könnens, indem er vorerst in der von seinem Vater erbauten Pfarrkirche in Imst, später in den Kirchen zu Bruneck, Innichen, Lienz, Meran und in der Franziskanerkirche zu Bozen die Herstellung der Stukkaturarbeiten in so trefflicher Weise besorgte, daß weitere Kunstreife auf sein Talent aufmerksam wurden.

König Ludwig I., Bayerns hoch- und kunstsinniger Landesfürst, berief den 22 jährigen Moosbrugger nach München und beehrte ihn mit dem Auftrage, die Prunkgemächer der königl. Residenz mit Stuckmarmor zu zieren, eine Arbeit, die ihn durch 4 Jahre vollauf in Anspruch nahm und zur Zufriedenheit des königlichen Auftraggebers ausfiel. Moosbrugger zog aus dieser ehrenvollen Berufung doppelten Nutzen. Sie schaffte ihm die Mittel nach Vollendung seiner Arbeit eine Kunstreise durch die Schweiz, Frankreich, Italien, England und Deutschland anzutreten, welche ihn mit den hervorragendsten Bauten und Kunstschätzen bekanntmachte und seinen Blick erweiterte. Der vierjährige Aufenthalt in der bayerischen Hauptstadt übte aber auch eine nachhaltige Wirkung auf die künftige Tätigkeit und Kunstrichtung Moosbruggers . "Die mannigfache und enge Berührung mit Künstlern und Kunstreisen sowie eifriges Selbststudium ließen Hieronymus Moosbrugger allmählich aus den Grenzen rein handwerksmäßiger Tätigkeit heraustreten und das in ihm schlummernde künstlerische Talent zur Reife gelangen." 

Kurze Zeit später (1836) treffen wir Moosbrugger n Hannover und Braunschweig, an beiden Orten mit der Ausführung größerer Arbeiten in mehreren landesfürstlichen Gebäuden beschäftigt. Der Aufenthalt in Braunschweig sollte für ihn auch in anderer Beziehung von Bedeutung werden, nachdem er hier seine spätere Lebensgefährtin kennen lernte. 

Zur Zeit Fischers von Erlach, des1723 verstobenen Erbauers der Karlskirche in Wien, standen die Stukkaturarbeiten in Wien in hoher Blüte, fanden aber seit der Mitte des 18. Jahrhunderts immer weniger Verwendung. So war es möglich, daß dieser Kunstgewerbezweig in gänzlichen Verfall geriet. Seit der Thronbesteigung Kaiser Ferdinand I. vollzog sich aber eine Wendung zum Besseren. In Hofkreisen, in der hohen Aristokratie und im wohlhabenden Bürgertum erwachte wieder das Interesse für prunkvolle, dekorative Ausschmückung der Monumentalbauten. 

Als es sich im Jahre 1839 darum handelte, in der k. k. Hofburg 2 Prachträume, - den Zeremoniensaal und den Rittersaal - mit neuen Dekorationen zu versehen, und diese Arbeit einem in der Herstellung von Stuck und Stuckmarmor wohlerfahrenen Meister zu übertragen, fiel die Wahl auf Hieronymus Moosbrugger, der auf Veranlassung des k. k. Obersthofmeisteramtes von Braunschweig, woselbst er eben mit gleichen Arbeiten am herzoglichen Schlosse beschäftigt war, nach Wien berufen wurde. Moosbrugger wußte die ihm zuteil gewordene Ehre zu schätzen, er suchte das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Die fach- und kunstgemäß Ausführung der ihm übertragenen Arbeiten brachte ihm nicht nur Anerkennung von Allerhöchster Stelle, sondern sie hatte auch eine Reihe von weiteren, geschäftlichen Aufträgen in und außerhalb Wien im Gefolge. Moosbrugger fühlte sich hiedurch bestimmt, sich bleibend in Wien niederzulassen und hier das Bürgerrecht zu nehmen. 

Staat und Land, der Hochadel, die hohe Geistlichkeit u. f. w. übertrugen ihm die Ausschmückung ihrer Prachtbauten. Die k. k. Hofburg, das n. ö. Landhaus, das alte Wiener Rathaus an der Wipplingerstraße, die geologische Reichsanstalt, die griechische Kirche am Fleischmarkt in Wien, die Paläste der Fürsten Liechtenstein, Dietrichstein, Schwarzenberg ec. erhielten nach und nach von Moosbruggers schaffender Hand reichen dekorativen Schmuck. Moosbruggers schönste Arbeit ist die im k. k. Heeresmuseum im Arsenal nach Plänen des k. k. Oberbaurates Baron Theophil Hanfen hergestellte. "Die dortigen Kunstmarmoriesierungen, namentlich die im mittleren Kuppelsaal mit ihrer harmonischen Farbenpracht sollen alles bis dahin geleistete in Schatten stellen". "Die Dekorationen der mit Mosaikeinlagen kunstreich gezierten Wände, Pfeiler und Säulengebilde sind mit einer so vollkommenen Vollendung und in derart wirkungsvoller harmonischer Farbenpracht ausgeführt, wie dies bisher noch niemals erreicht wurde; diese Arbeit wird von allen Kunstkennern als eine unbestrittene fachliche Musterleistung anerkannt." 

Das Ergebnis dieses Lebens für das Kunstgewerbe darf als ein außerordentlich reiches bezeichnet werden. Die Kürze der mir zugemessenen Zeit gestattet nicht, das kunstgewerbliche Wirken Moosbruggers einer eingehenden Schilderung zu unterziehen und Sie, hochverehrte Anwesende, mit Aufzählung der langen Reihe von Gebäuden zu ermüden, die von Moosbrugger mit dekorativem Schmuck versehen worden sind. 

1845 übersiedelte er nach Möllersdorf bei Wiener-Neustadt. Leider war ihm ein verhältnismäßig kurzer Lebenslauf beschieden; er starb 50 Jahre alt, am 12. Dez. 1858, tief betrauert von seiner Familie und seiner ihn wie einen Vater liebenden Arbeiterschaft. 

Moosbruggers Entwicklung war vielfach bedingt durch seine vorzüglichen Charaktereigenschaften. Seiner Gattin - Karoline Mertens, welche er während seines Aufenthaltes in Braunschweig kennen gelernt und als 22jähriges Mädchen zum Altare geführt hatte, war er zeitlebens in aufrichtiger Liebe zugetan, seinen 6 Kindern, - 2 Söhnen und 4 Töchtern - blieb er stets ein trefflicher Vater, der ihnen eine sorgsame Erziehung angedeihen ließ; sein ganzes Familienleben war durchweht von einem Hauch warmer Liebe. Wir lernen ihn kennen als strebsamen Geschäftsmann und Kunstgewerbetreibenden. Vernehmen Sie das Urteil eines Zeit- und Fachgenossen, der Moosbruggers auf stetige Verbesserung des Geschäftsbetriebes gerichtete Bestrebungen folgendermaßen kennzeichnet: 

"Moosbruggers Augenmerk war nicht nur stets auf die künstlerische Vollendung sondern auch auf die technische Ausgestaltung seines Berufes gerichtet, manche veraltete Arbeitsformen wurden von ihm durch neue, zweckentsprechende ersetzt, er führte das Hobeln der Stuckmarmorflächen und Gesimse ein, was wesentlich zu einer glatten Glanzspiegelung beitrug, kurz, die ganze Technik des Stukkaturgewerbes erhielt unter seiner geschickten Hand eine Um- und Ausbildung, welche grundlegend für das ganze Gewerbe überhaupt geworden ist, das sich seit Moosbrugger eines gedeihlichen Aufschwunges zu erfreuen hat." 

Moosbruggers Lebensgang zeigt uns auf Schritt und Tritt den herzensguten Mann, der seinen Arbeitern ein milder Vorgesetzter war und ihnen mögliche Unterstützung zuteil werden ließ. Mehr der Freund als der Herr seiner Arbeiter, suchte er das kameradschaftliche und gesellige Zusammengehörigkeitsgefühl unter demselben rege zu erhalten und nicht selten vereinigte ein von Moosbrugger veranstaltetes Mahl Arbeiter und Meister zu fröhlicher Tafelrunde; dabei war er stets eifrig bestrebt und scheute vor keinem Opfer zurück, um seine Arbeiter insbesonders an Sonn- und Feiertagen durch Unterricht im Zeichnen und Rechnen und durch freundliche Anleitung in der Vervollkommnung der manuellen Arbeit zu bilden und auf ein höheres Niveau zu heben." 

Zeitlebens bewies Moosbrugger eine treue Anhänglichkeit an seine Heimat, und nicht zuletzt diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß sein Arbeitspersonal meist aus Bregenzerwäldern bestand. Trotzdem er sich seines Wertes und seiner Verdienste vollauf bewußt war und es ihm nicht an Ehren und äußeren Anerkennungen für seine kunstgewerbliche Tätigkeit fehlte, zierten ihn Bescheidenheit und beharrlicher Fleiß. Sein bescheidenes Wesen gewann ihm die Liebe aller, die mit ihm in Berührung kamen, sein beharrlicher Fleiß war nicht nur gutes Beispiel für seine Untergebenen, er war Moosbruggers Geschäftsgeheimnis, die Quelle des Segens, der sich über seine Arbeiten ausgoß.
Hieronymus Moosbrugger darf als der letzte hervorragende Vertreter der einstigen Vorarlberger Bauschule bezeichnet werden, sein Name ist mit dem Wiederaufblühen des Stukkaturgewerbes auf das innigste verknüpft. Er verdient nach den Zeugnissen berühmter Autoritäten wie König Ludwig I von Bayern, der k. k. Oberbauräte Hansen und Ferstel in Wien als Künstler in seinem Fache anerkannt zu werden. 

Mit Recht schickt sich heute die Gemeinde Schoppernau an, das Andenken an ihren ausgezeichneten Sohn durch Enthüllung eines von den Nachkommen Moosbruggers gestifteten, von kunstgeübter Hand ausgeführten Bildnisses zu feiern, das fernerhin sein Geburtshaus zieren wird. Sie sind, hochverehrte Anwesende, in großer Zahl erschienen, diesem festlichen Akte beizuwohnen, und es obliegt mir die ehrenvolle Aufgabe, alle herzlich zu begrüßen, die Sie von nah und Fern herbeigeeilt sinddc, mit uns dem Gefeierten eine Dankesschuld abtragen zu helfen. 

So mögen wir denn mit Freude die Hülle fallen sehen von dem Bildnisse des Mannes, dessen eifriges Kunstschaffen seiner Heimatgemeinde Schoppernau und dem ganze schönen Bregenzerwalde zur großen Ehre gereicht. Nicht allein in seiner Heimat, auch an der Stätte seiner vieljährigen kunstgewerblichen Tätigkeit sollen die Verdienste des heute Gefeierten bleibende Ehrung erfahren, indem der Magistrat der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien auf Veranlassung des Vereins der Vorarlberger, den Beschluss gefaßt hat, einer Straße im Gemeindegebiete von Wien den Namen Hieronymus Moosbruggers beizulegen. 

Namens der Familie Moosbrugger habe ich den derzeitigen Besitzer dieses Hauses, Herrn Pius Albrecht, den Dank für die Bewilligung zur Anbringung dieser Erinnerungstafel abzustatten und der löbl. Gemeindevorstehung die Bitte zu unterbreiten, gütigst dieses bescheidene Denkmal in das Eigentum und den Schutz der Gemeinde übernehmen zu wollen, damit das Andenken an Hieronymus Moosbrugger ein gesegnetes sei für und für. Das walte Gott! 

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